Sonntag, 7. Oktober 2018

Molokaʻi

Ocean Paddler World Championship from Hale O Lono at Molokaʻi to Waikiki Honolulu Hawaii. Über 68 km im offenen Meer mit grossen Wellen und starker Strömung, Haie und Wale die ebenfalls unterwegs sind - im Rennmodus zwischen 4.5h die Schnellsten und über 7h die etwas weniger Schnellen. 




Knapp 100 Paddel Teams von überall her aus der ganzen Welt, vor allem Teams aus dem pazifischen Raum wie Hawaii, anderen Südseeinseln, USA-Festland, Australia, New Zealand und ein paar wenige Teams von Europa. Immer 6 Paddler pro Team, also weit über 600 Athleten, begleitet von Supportern, Familie, Freunden auf unzähligen Begleitschiffen, Helikopter mit live-Bildern für das TV. Eine wirklich grosse Sache, ein riesiger Event. Einmal im Jahr scheint Molokaʻi das Zentrum zu sein, jedenfalls bei den Paddlern. Diesjähriger Gewinner ist das Team Tahiti, in knapp 4.5h, dann auf den Ehrenplätzen zwei Teams aus Hawaii, dann die Aussies.
Wir wollten bei diesem einmaligen Event unbedingt Dabeisein, den Start live miterleben, das spezielle Feeling vor dem Rennen mitbekommen. Sind also vor 6h in der früh los im Hotel. Molokaʻi eine wenig erschlossene Insel, eine der weniger bekannten Hawaiiinseln, ca. 60km lang und 15 km breit, weit draussen im Pazifik, wenig bis keine Infrastruktur, nur zwei kleine Dörfer mit ein paar Duzend Einwohner, nur 2-3 Hotels. Mit unserem Jeep Wrangler kurven wir in den Sonnenaufgang. Der Kerl gestern Abend an der Bar erklärte uns den Weg zum Hale O Lono Beach, dem Punkt des Startes, schätzte etwa 50 Min. Fahrzeit. Deshalb sind wir so früh unterwegs, der Start sei um 8h geplant und davor müssen wir unbedingte die ganze Szenerie miterleben. Er schwärmte von diesem Rennen, vom Abenteuer, von der Herausforderung, hatte selber schon einige Male mitgemacht, sei auch heute wieder dabei und sein Vater habe im 1975 sogar gewonnen. 5-7h Stunden rudern, weit draussen im Ozean, sich abkämpfen bis zur Erschöpfung zusammen mit Kumpels im selben Boot, immer schön 5 Schläge links, dann alle gemeinsam Hand wechseln, dann 5 Schläge rechts, dann Wechseln, 5h !!!! 68km !!!!!!

Komischerweise scheinen wir alleine unterwegs, brausen alleine mit unserem Jeep in den Morgen über den Alphalt gegen Westen. Bald ist Schluss mit geteerter Piste und die letzten 10km gehts auf einer rotschwarzen Offroad-Piste, alles voller Staub, und wir immer noch alleine unterwegs. Langsam zweifeln wir, ob der Event wirklich heute stattfindet oder wir viel zu früh sind oder ob wir wirklich am richtigen Beach suchen. Plötzlich hinter uns auch 2 oder 3 Autos, die im Staub den wir aufwirbeln, auftauchen. Haben diese Autos dieselbe Mission? Immer holpriger schütteln wir über die Piste, immer wilder die Gegend immer noch Menschenleer, nix ringsum, weit und breit nix, im Umkreis von 30km kein Haus, kein Auto, kein Mensch, kein Paddel-Race.... Und dann - die letzte Kurve vor dem Beach, wir trauen unseren Augen nicht. Hunderte Autos sind um 7h in der Früh bereits da, irgendwie geparkt in den Büschen, überall laut rufende Menschen, überall Musik, überall ein wildes und hektisches Treiben, überall Boote und Paddel und Athleten und Betreuer. Alle versuchen nochmals die Boote zu prüfen, versuchen den besten Platz vor dem Einwassern zu ergattern, versuchen nochmals die Arme zu lockern, versuchen den Hut richtig anzubinden, versuchen die Nervosität irgendwie loszuwerden, versuchen nochmals zum xten Mal beim ToiToi vorbeizugehen, versuchen sich von der Familie zu verabschieden, versuchen die Sonnencreme nochmals zu erneuern, versuchen die Paddel nicht zu verlieren, versuchen sich gegenseitig zu motivieren, versuchen die seitliche Bootsstange nochmals festzubinden, versuchen noch dies und jenes. Genau dieses Feeling, diese Szenerie, diese wilde aber doch irgendwie geordnete Hektik wollte ich erleben. Ist wohl bei jedem solchen Event so, war auch bei meinem Marathon ziemlich genau vor einem Jahr so. Hektik, Unbehagen, Ungewissheit, Erwartung, Anspannung, Nervosität. Plötzlich Punkt 8h stürzen alle 100 Paddel Boote ins Wasser, eine riesige wilde Szene, überall spritzt Wasser, überall Hände und Paddel und Beine und Boote. Ein wildes Geschrei, wilde Hektik, Applaus, MotivationsMusik, Anfeuerungsrufe, Helikopterlärm. One, Two Three, Four, Five, CHANGE, One, Two Three, Four, Five, CHANGE, One, Two Three, Four, Five, CHANGE. Immer noch wildes Gespritze, jedes Boot versucht am besten über die Startlinie zu kommen und versucht nicht noch dumm zu kentern, denn hier am Ufer sind die Wellen riesig, One, Two Three, Four, Five, CHANGE für die nächsten 5h!!!! Dann plötzlich ist der ganze Spuk vorbei, all die Paddelboote verschwunden am Horizont, dieser Hale O Lono Beach wieder für ein Jahr ganz still und abgeschieden am anderen Ende der Welt. Es war ein Riesenerlebnis. Morgen reisen auch wir nach Waikiki, aber etwas weniger anstrengend, in einem kleinen Flugi.