Ocean Paddler World Championship from Hale O Lono at
Molokaʻi to Waikiki Honolulu Hawaii. Über 68 km im offenen Meer mit grossen
Wellen und starker Strömung, Haie und Wale die ebenfalls unterwegs sind - im
Rennmodus zwischen 4.5h die Schnellsten und über 7h die etwas weniger
Schnellen.
Knapp 100 Paddel Teams von überall her aus der ganzen Welt, vor
allem Teams aus dem pazifischen Raum wie Hawaii, anderen Südseeinseln,
USA-Festland, Australia, New Zealand und ein paar wenige Teams von Europa.
Immer 6 Paddler pro Team, also weit über 600 Athleten, begleitet von
Supportern, Familie, Freunden auf unzähligen Begleitschiffen, Helikopter mit
live-Bildern für das TV. Eine wirklich grosse Sache, ein riesiger Event. Einmal
im Jahr scheint Molokaʻi das Zentrum zu sein, jedenfalls bei den Paddlern.
Diesjähriger Gewinner ist das Team Tahiti, in knapp 4.5h, dann auf den
Ehrenplätzen zwei Teams aus Hawaii, dann die Aussies.
Wir wollten bei diesem einmaligen Event unbedingt
Dabeisein, den Start live miterleben, das spezielle Feeling vor dem Rennen
mitbekommen. Sind also vor 6h in der früh los im Hotel. Molokaʻi eine wenig
erschlossene Insel, eine der weniger bekannten Hawaiiinseln, ca. 60km lang und
15 km breit, weit draussen im Pazifik, wenig bis keine Infrastruktur, nur zwei
kleine Dörfer mit ein paar Duzend Einwohner, nur 2-3 Hotels. Mit unserem Jeep
Wrangler kurven wir in den Sonnenaufgang. Der Kerl gestern Abend an der Bar
erklärte uns den Weg zum Hale O Lono Beach, dem Punkt des Startes, schätzte
etwa 50 Min. Fahrzeit. Deshalb sind wir so früh unterwegs, der Start sei um 8h
geplant und davor müssen wir unbedingte die ganze Szenerie miterleben. Er
schwärmte von diesem Rennen, vom Abenteuer, von der Herausforderung, hatte
selber schon einige Male mitgemacht, sei auch heute wieder dabei und sein Vater
habe im 1975 sogar gewonnen. 5-7h Stunden rudern, weit draussen im Ozean, sich
abkämpfen bis zur Erschöpfung zusammen mit Kumpels im selben Boot, immer schön
5 Schläge links, dann alle gemeinsam Hand wechseln, dann 5 Schläge rechts, dann
Wechseln, 5h !!!! 68km !!!!!!
Komischerweise scheinen wir alleine unterwegs, brausen
alleine mit unserem Jeep in den Morgen über den Alphalt gegen Westen. Bald ist
Schluss mit geteerter Piste und die letzten 10km gehts auf einer rotschwarzen
Offroad-Piste, alles voller Staub, und wir immer noch alleine unterwegs.
Langsam zweifeln wir, ob der Event wirklich heute stattfindet oder wir viel zu
früh sind oder ob wir wirklich am richtigen Beach suchen. Plötzlich hinter uns
auch 2 oder 3 Autos, die im Staub den wir aufwirbeln, auftauchen. Haben diese
Autos dieselbe Mission? Immer holpriger schütteln wir über die Piste, immer
wilder die Gegend immer noch Menschenleer, nix ringsum, weit und breit nix, im
Umkreis von 30km kein Haus, kein Auto, kein Mensch, kein Paddel-Race.... Und
dann - die letzte Kurve vor dem Beach, wir trauen unseren Augen nicht. Hunderte
Autos sind um 7h in der Früh bereits da, irgendwie geparkt in den Büschen,
überall laut rufende Menschen, überall Musik, überall ein wildes und hektisches
Treiben, überall Boote und Paddel und Athleten und Betreuer. Alle versuchen
nochmals die Boote zu prüfen, versuchen den besten Platz vor dem Einwassern zu
ergattern, versuchen nochmals die Arme zu lockern, versuchen den Hut richtig
anzubinden, versuchen die Nervosität irgendwie loszuwerden, versuchen nochmals
zum xten Mal beim ToiToi vorbeizugehen, versuchen sich von der Familie zu
verabschieden, versuchen die Sonnencreme nochmals zu erneuern, versuchen die
Paddel nicht zu verlieren, versuchen sich gegenseitig zu motivieren, versuchen
die seitliche Bootsstange nochmals festzubinden, versuchen noch dies und jenes.
Genau dieses Feeling, diese Szenerie, diese wilde aber doch irgendwie geordnete
Hektik wollte ich erleben. Ist wohl bei jedem solchen Event so, war auch bei
meinem Marathon ziemlich genau vor einem Jahr so. Hektik, Unbehagen,
Ungewissheit, Erwartung, Anspannung, Nervosität. Plötzlich Punkt 8h stürzen
alle 100 Paddel Boote ins Wasser, eine riesige wilde Szene, überall spritzt
Wasser, überall Hände und Paddel und Beine und Boote. Ein wildes Geschrei,
wilde Hektik, Applaus, MotivationsMusik, Anfeuerungsrufe, Helikopterlärm. One,
Two Three, Four, Five, CHANGE, One, Two Three, Four, Five, CHANGE, One, Two
Three, Four, Five, CHANGE. Immer noch wildes Gespritze, jedes Boot versucht am
besten über die Startlinie zu kommen und versucht nicht noch dumm zu kentern,
denn hier am Ufer sind die Wellen riesig, One, Two Three, Four, Five, CHANGE
für die nächsten 5h!!!! Dann plötzlich ist der ganze Spuk vorbei, all die
Paddelboote verschwunden am Horizont, dieser Hale O Lono Beach wieder für ein
Jahr ganz still und abgeschieden am anderen Ende der Welt. Es war ein
Riesenerlebnis. Morgen reisen auch wir nach Waikiki, aber etwas weniger
anstrengend, in einem kleinen Flugi.