Samstag, 18. November 2023

Der Mond versteckt sich vor dem Sturm

Der Mond bildet nur eine schmale Sichel. Aber er spendet genug Licht, um die stockfinstere Nacht ein wenig zu erhellen. Kleine funkelnde Strahlen treffen auf die riesigen, rollenden Wellen. Wie kleine glitzernde Goldstücke auf dem riesigen Atlanticoo.  

Die Luft ist frisch und gereinigt und mit Salz gesättigt, was meine Atemwege und Lungen erfreut. Ein kleiner Salzfilm klebt auf meinem Gesicht. Mein Haar steht in Strähnen.
Mich überkommt eine wunderbare Müdigkeit.
Wir haben gerade alle Segel heruntergenommen, ein wenig gerefft und wieder gesetzt. Harte körperliche Arbeit. Wir haben jetzt etwas weniger Segelfläche und sind bereit für den Sturm, der uns laut Wettervorhersage in den nächsten Stunden da draußen in der Dunkelheit erwartet. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man draußen in der Natur ist und sich ehrfürchtig den Naturgewalten unterwerfen kann. Die ersten Blitze zucken am Horizont auf und der Mond hat sich wieder hinter den Wolken versteckt.
Ich bin noch voller Energie vom Abendessen. Jetzt lege ich mich in die engen Kojen und schlafe ein wenig. Meine Nachtwache beginnt um 4 Uhr und dauert bis 8 Uhr in der Früh. Das wird wahrscheinlich mitten im Sturm sein. Ich bin aufgeregt, aber auch bescheiden und ehrfürchtig und habe Vertrauen in die Mannschaft und den Kapitän. Sie haben eine Menge Erfahrung und haben schon so manchen Sturm überstanden.
Jetzt brauche ich etwas Entspannung.
Ich bin genau für diese Momente hierher gekommen. Es sind genau diese Momente, die mir zeigen, was wirklich wichtig ist und wo ich im Leben stehe. Ich bin dankbar und bin mir meines Privilegs bewusst.