Montag, 24. August 2020

nur ein kleiner Schauer

"Es sei doch nur ein kleiner Schauer" ruft der Captain. "Schauern gehören zum Segeln und jeder Schauer gehe vorüber. Nur bei richtig Wind und Sturm macht das Segeln so richtig Spass!" Tja - der kann schon reden, aber der Captain hat immer recht. 


Seit Stunden schüttet es nun, wir alle haben unser Ölzeug übergezogen. Die Tropfen perlen ab, der Wind pfeifft von vorne aber mitten ins Gesicht, der Sturm zischt von hinten, die Wellen von der Seite. Herrlich tanzt unser Schiff über die riesigen Wellen, kämpft sich dank der gehissten Segel vorwärts. Das Herz eines jeden Seglers lacht. Der junge Kanadier Olivier ruft immer wieder "Awsome - that is sailing - AWSOME"
Irgendwie zieht es mich runter in die Koje um mich ein bisschen auf zuwärmen, aber nein - dann würde ich ja diese herrliche Szenerie verpassen. Ich bleibe an Deck und trotze dem Sturm. Der Wind wechselt etwas, die Segel müssen justiert werden. Alle Taue gehen weg vom Pin. Zusammen lassen wir die einen Taue etwas los und ziehen die anderen Taue wieder nach. "Das Tau in beide Hände, etwas mit dem Oberkörper nach vorne, dann mit einem grossen Ruck und dem ganzen Körpergewicht zurückfallen lassen, das Tau nachziehen und am Ende hin zum Pin drücken und der Kollege zieht das Tau nach und befestigt es dann am Pin". 
Meine Büro-Hände sind längst aufgeripst durch die nassen und rauen Taue. Und wieder gilt es die Duzenden Taue, die nun an Deck wild und verknotet rumliegen schön zu versorgen - an den jeweiligen Pin aufzuschiessen. Sicher Hunderte Male haben wir das gemacht - immer Ordnung - ganz wichtig - deshalb immer Taue aufschiessen. Und kaum sind sie alle (und es gibt VIELE) schön aufgeschossen und gebündelt kommt das nächste Manöver und alle Taue müssen wieder weg vom Pin. Nachjustieren und wieder Aufschiessen.