Montag, 5. August 2013

BBQ

Abgeleitet von Barbecue oder kurz und neuenglisch BBQ, heisst es in Australien "Aussie Barbie". Im Gegensatz zum Grillieren in der Schweiz oder dem Grillen auf gut Hochdeutsch ist ein korrektes australischen Barbecue eher ein langsames garen von gross Fleisstücken.

Bei unserem letzten Trip entlang der Ostküste nördlich von Sydney waren wir einige Wochen mit dem Camper unterwegs, machten auf der Reise Halt auf verschiedene Campingplätzen und bereiteten unser Nachtessen jeweils unter freiem Himmel zu, so wie all die Australier auch. All die Campings in Australien sind extrem gut ausgerüstet mit BBQ-Sites. Aber ich musste erfahren, dass man da nicht einfach mit ein paar Koteletts aufkreuzen darf, diese mit einer normalen Essgabel drehen und wenden und dann wieder zurück zum Camper zotteln kann. Die Zubereitung an der Grillstelle muss zelebriert werden, das gehört zum australischen "Way of life", zur australischen Kultur.

Zwingend und oberste Priorität ist das Bier in der Hand. Jede Aktion muss mit einem Schluck aus der Flasche begossen werden. Zuerst wird mit einem speziellen Grill-Oel-Spray die Grillfläche fein säuberlich vorbereitet und eingefettet, damit das Grillgut dann nicht etwa kleben bleibt. Bei uns in Europa haben wir immer das Gefühl, es braucht einen Rost (meist rostigen Rost), damit das Fleisch diese typischen schwarzen Streifen erhält. Weit gefehlt! die Grillfläche soll eine Edelstahlfläche sein, wie auch die Pfanne in der Küche, damit das Fleisch gleichmässig zubereitet werden kann und nicht der ganze Saft aus dem Grillgut durch den Rost hinunter in die Flamme träufelt und so einerseits austrocknet und andererseits giftige Gase auslösen kann. Weiter gehört professionelles Equipment dazu, mit verschiedene Zangen und Grillgabeln muss das Fleisch periodisch auf der Hitze zurechtgerückt und gewendet werden. In mehreren unterschiedlichen Töpfchen, Gefässen und Fläschchen ist Grillgewürz und Sauce mitzubringen, mit dem das unterschiedliche Fleisch mit dem jeweils richtigen Gewürz einbalsamiert und bestäubt und beträufelt werden kann. Aber nicht nur Fleisch, Fisch und verschiedenste Würstchen werden auf diesen Edelstahlflächen sorgfältig zubereitet, sondern jegliche Art von Gemüse, Maiskolben, Kartoffeln - ja z.T. sogar Dessert wie z.B. karamellisierte Pfirsiche oder gedünstete Süssbananen.... Während der ganzen Zubereitung muss man konzentriert und ernsthaft bei der Sache sein und mit den Mitgrilleuren einerseits Fachsimpeln und anderseits gleichzeitig noch erklären was man so im Leben macht und immer mal wieder ein Schluck aus der Bierflasche nehmen. Für eine Camper- und Grill-Amateur wie mich eine extreme Herausforderung. Aber die Aussies sind auch bei dieser, für sie heiligen, Zeremonie extrem tolerant und verzeihen einem Aussenstehenden wie mich alle Fehler.