Dienstag, 6. Juni 2017

Sailing

Da sitze ich nun also. Auf der Hafenmole ganz weit draussen im Atlantik, Ponta Delgada, auf den Azoren. 

Das Festland 2000km entfernt, Europa ist fern, Amerika  noch ferner, der Himmel voller Wolken, sachter Wind, die Wellen moderat. Melancholisch schweift mein Blick nach draussen zum Horizont. Da ganz weit draussen ist das Ziel, die Felsen von Gibraltar. Je nach Wind wechselt das Ziel. Ich fühle mich irgendwie grossartig, wie ein Seefahrer, der grad Abschied genommen hat von Familie, von den Lieben, vom Alltag, von der gewohnten Umgebung. Das Verlangen im Herzen, was Neues zu erforschen, was Fremdes zu sehen, was Ungewisses zu erleben, was Anderes zu tun, eine neue Welt zu erobern, voller Tatendrang und trotzdem voller Ungewissheit und Wehmut. Ein schönes Gefühl, ich geniesse es, noch möglichst lange und mit festem Grund unter den Füssen. Denn bald heisst es, in See zu stechen, rauf und runter, raus aus der Komfortzone, raus in die Wellentäler, raus aufs offene ungestüme Meer, bis all das Gewohnte am Horizont verschwindet, bis alles schaukelt. Sich auf dem Segelschiff vom Wind in die richtige Richtung vorwärt zu bringen, Tagelang, nicht einfach nur treiben zu lassen, nein, geplant mit den Gegebenheiten der Natur umzugehen, sich den Widrigkeiten zu stellen und das Ziel trotzdem nicht aufzugeben. Etwas dem man sich des öfteren stellen sollte im Leben. 
 
Aber noch sitze ich, die Hafenmole ganz ruhig und fest unter mir, der Blick nach draussen wird aber immer etwas melancholischer aber ich weisst, dieser Herausforderung will ich mich stellen, wohl oder übel - im wahrsten Sinne....