Sonntag, 11. Juni 2017

Sextant

Tiefe Nacht, endlos weites Himmelszelt, unzählige Sterne (habe sie zwar letzte Nacht alle einzeln durchgezählt) und tiefe Ruhe. Der Steuermann vertrieb sich die Zeit mit Positions-Grade Messen mit dem Sextanten. Klar stiess er auf mein Interesse und gemeinsam lugten wir nun mit dem komischen Gerät gegen den Himmel und zauberten die einzelnen Sterne elegant nach unten zum Horizont. Der Spiegel im Gerät zog die Sterne quasi alle zum Horizont runter bis wir eine riesige Sammlung Himmelskörper am Horizont hatten und dafür oben alles schwarz wurde. Hää - egal! 

Für die einzelnen Sterne nun Zeit und Winkel notieren und ein paar andere Dinge am Sextanten ablesen. Danach kam dann die umständliche Arbeit in endloslangen Tabellen in dicken Büchern ganz viele komplizierten Werte raussuchen und mit komischen Funktionen (log und sin und tan) am Taschenrechner umrechnen und addieren und dann noch voneinander irgendwie negieren oder wie auch immer. Haben sogar das Excel zur Hilfe genommen. Endlich benutze ich am Taschenrechner mal diese unbekannten Funktions-Tasten LOG usw. Damals in der Schule im Fach Geometrie war es zu abstrakt, jetzt aber mit all den an den Horizont runtergezogenen Sternen – easy ! All die Resultate galt es dann graphisch auf der Seekarte einzuzeichnen. Natürlich unter Berücksichtigung von Abweichungen, weil wir beim Ablesen zu langsam waren, weil die Wellen so stark schaukelten, dass der Horizont auch mitschwankte und weil wir z.T. im Taschenrechner die falsche Reihenfolge wählten, falsche Klammern setzten oder im Buch in den Tabellen die falsche Zeile oder Seite erwischten. Aber ganz zufrieden errechneten wir einen Punkt auf der Karte, quasi unser Standort und gespannt verglichen wir am Ende die automatischen Werte des GPS.
JA – Glück für uns, das wir mit modernen Mitteln uns quer über den Atlantik bewegen und nicht so wie die abenteuerlichen Seefahrer vor 300-500 Jahren nur mit Sextant und anderen faszinierenden Instrumenten unterwegs waren.
Sextant hat – wie der Name halt schon sagt etwas mit … 6 zu tun – erwischt… 6 weil der Kreis in 6 Teile unterteilt wurde, quasi in 60° Teile wie ein Stück Aprikosenkuchen.
Nach erfolgter Standortbestimmung mitten im Atlantik dann um 2h in der Nacht eine heisse Tasse Kaffee und Stück Aprikosenkuchen aus der Küche.