Freitag, 5. Juli 2013

Holiday - Haircut

Ja - ich hab's getan - oder doch nicht ganz ? Die Haare sind zwar weg, aber halt doch nicht ganz (Vollglatze), sondern sie stehen einfach ganz ganz kurz.
Es ist in der heutigen Zeit scheinbar immer wichtiger, dass auch die Herren auf einen tollen Haarschnitt achten und mit einer individuellen und durchgestylten Frisur durchs Leben schreiten.
Da gibt es jene, die althippiehaft die Haare immer länger und länger tragen und irgend zu einem Pferdeschwanz zusammenbinden. Jene die travellermässig sich irgend ein paar Rastazöpfchen binden lassen und nur so alle 3 Wochen sich die Haare waschen. Dann gibt es jene, die versuchen über Jahre hinweg immer dieselbe bünzlige Frisur und dieselbe Haarfarbe zu tragen. Mit der Zeit merken sie dann, dass immer mehr graue Haare wachsen und sie greifen zu Färbemittel damit ja niemand merkt, dass auch sie altern. Hauptsache die Scheitel ist immer links und die Länge ist immer gleich und immer öfters rennen sie zum Coiffeur, damit die Frisur so bleibt wie sie ist.
Dann gibt es welche, wohl aber nicht mehr so viele, die helfen bei schütter werdender Haarpracht mit Toupet nach. Und jene ganz extrem trendymässigen mit Haareinpflanzung und anderem modernen Zeugs wie die Fussballer Rooney oder Klopp.
Und dann gibt es jene, die sich, sobald ein Anzeichen einer Glatze da ist, radikal kahlrasieren und sich selbstbewusst zu einer Vollglatze bekennen.
Wiederum andere lassen ihre Kopfpracht bewusst verwuselt. Ähnlich wie Schafe traben sie ein einziges Mal pro Jahr beim Haircutter an und lassen die Pracht dann wieder 12 Monate vor sich hinwachsen.

Ich selber hatte schon bei meiner Hochzeit die ersten grauen Haare und so ab Mitte 30 haben diese grauen Haare dann überhand genommen. Immer öfter werde ich jetzt deshalb mit George Clooney verwechselt. Edles GRAU sei bei heutigen Männern von Welt modern und deute auf Reife, Eleganz und Urbanität hin. Frauen fänden das scheinbar besonders attraktiv - ich habe bis heute aber noch nichts davon gemerkt - leider...! Wenigstens ist bei mir bis anhin von einer Glatze noch nicht viel zu spüren, aber mein Coiffeur hat letzthin auch schon so Bemerkungen betreffend dünner werdendem Haar am Hinterkopf gemacht und damit bei mir ein gewisses Unbehagen ausgelöst.


Die Besuche bei meinem türkischen Coiffeur in Solothurn sind sowieso immer ein kleineres Erlebnis. Vor einiger Zeit fragt er mich, ob er auch grad noch die wilden Augenbrauen etwas stutzen solle. Ohne viel zu überlegen hab ich dem zugestimmt. Aber seit er da mal rumgeschnippselt hat, spriessen diese Haare rund um die Augen immer fetter und viel wilder als je zuvor und meist irgendwie kreuz und quer, so eben wie bei alten Mannen. Mir kommt es vor, es ist ähnlich wie bei Unkraut, kaum macht man daran etwas rum, spriesst es danach umso mehr, man würde es jeweils besser sein lassen. Nun muss der Coiffeur meine Brauen jedes Mal etwas trimmen, damit ich nicht ausschaue wie der Schauspieler Ernest Borgnine. Das letzte mal hat er nicht mit der Schere um meine Augen herum geschnitten, sondern hat mit irgendeinem langen Nähfaden die langen Haare an den Brauen kunstvoll umwickelt und dann mit einer ruckartigen Handbewegung ausgerissen. Auf meine fragenden Blicke meinte er nur trocken in gebrochenem Deutsch: "sein ein türkischer Trick". Ein anderes Mal hat er am Ende des Haarschnitts, noch nach der obligaten Spiegelkontrolle und der Frage ob alles OK sei, sein Feuerzeug gezückt. Bevor ich genau realisierte was er denn nun mitten im Coiffeursalon mit seinem Feuer vor hatte, blitzte und funkte er mit dem Feuerzeug in meine Ohren. Er hat also tatsächlich die Haare im Inneren meiner Ohren abgefackelt. Meine ängstlichen Blicke hat er ignoriert. Im stillen habe ich mir gedacht, das sei wohl auch ein türkischer Trick. Aber seither spriessen die Haare auch aus den Ohren viel üppiger und wilder als vor der Feuerattacke. Somit muss ich nun neben den Haaren auf dem Kopf jedes mal auch die Haare an den Brauen und die Haare in den Ohren sorgfältig schneiden lassen.


Letzten Winter habe ich mich bei meinem türkischen Coiffeur auch ein paar mal rasieren lassen, da ich den rechten Arm gebrochen hatte und somit nicht selber hantieren konnte. Ich kam mir vor wie in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts irgendwo in einem italienischen Ort in der Provinz bei Maestro dei capelli persönlich. Mit dem antiken Dachshaar-Pinsel zuerst 15 Minuten einsalben bis der ganze Kopf weiss und geschmeidig ist und dann mit einem langen scharfen Rasiermesser beinahe 30 Minuten den hintersten Quadratmillimeter am Kopf mehrmals von unten und von oben, von links und von rechts, und immer wieder über die, zwischen zwei Fingern gestraffte Gesichtshaut, ziehen bis einfach wirklich alles weg ist. Es ist sicher schon 45 Jahre her seit meine Gesichtshaut ähnlich samtweich war wie nach der Rasur bei Mister Türk. Wie ein Babyfudi.




Vor dem Australia-Trip habe ich nun also meine Haare kurz-kurz geschnitten. Ich ging eigentlich mit dem Ziel zum Türken in den Salon, mir die Haare komplett abzurasieren. Eine trendige Design-Vollglatze wollte ich haben. Aber die Angst hat mich überwältigt und somit entschloss ich mich kurzerhand auf einen 10mm Schnitt anstelle einer Glatze. Angsthase !! ja - man weiss ja nie, ob wenn mal alles weg ist, ob's danach wieder wächst oder ob die Glatze dann grad für immer bleibt. Das Risiko wollte ich nicht eingehen, denn ich will nach wie vor mit George Clooney verwechselt werden